Wetterstation Hentern

Wahrscheinlichkeit für milden Winterverlauf erhöht

Jedes Jahr stellt man sich die Frage, ob der Winter kalt und schneereich oder doch eher mild und verregnet wird ?
In den letzten Jahren waren die Winter alle eher mild oder sehr mild geprägt, auch wenn dies winterliche Phasen nie ausschließt. Besonders in höheren Lagen können mildere Winter auch sehr schneereich sein, so wie zuletzt im Winter 20/21. Damals hatte der Winter im Saarland und Rheinland-Pfalz jeweils eine Abweichung von +1,9K, aber in den Hochlagen oberhalb 400-500m war der Winter sehr schneereich.
Der letzte nicht zu milde Winter liegt nun schon ein paar Jahre zurück (2016/2017 mit +0,1 bis +0,4K). Ein Winter mit negativer Abweichung liegt sogar noch länger zurück (2010/2011 mit -0,4K).

Sehr warmer September kündigte bereits milden Winter an

Nach all den milderen Wintern in den letzten Jahren wäre es somit doch eigentlich mal wieder Zeit für einen kälteren Winterverlauf. Wer darauf hofft, muss allerdings enttäuscht werden. Die Anzeichen für einen milden Winterverlauf sind in diesem Jahr recht hoch. Besonders hervorzuheben wäre da der sehr milde September. Mit einer Abweichung von rund +4K sprach bereits zu diesem Zeitpunkt alles gegen einen kalten Winterverlauf. Denn, ist der September mehr als +2K zu warm, so folgt statistisch gesehen zu 100% kein kalter Winter.
Auch weitere Merkmale waren in diesem Jahr eher Vorbote für einen milderen Winterverlauf. Vor kalten Wintern tritt im Herbst, da vor allem im Oktober, eine längere Hochdruckphase mit Altweibersommer-Wetter auf. In diesem Jahr gab es im Oktober zwar auch sehr warme Tage, aber insgesamt war der Monat doch sehr wechselhaft und nass.
Auch insgesamt betrachtet sollte der Herbstverlauf eher ruhig verlaufen. In diesem Jahr war der Herbst dagegen wechselhaft und sehr windig, was auch eher Vorboten für einen milderen Winterverlauf sind. Damit verbunden blieben auch zahlreiche Tage mit Herbstnebel/Inversionswetter aus, wo es in tiefen Lagen meist neblig + kalt und auf den Höhen sonnig und mild ist.

Winter 23/24 startete kalt mit Schnee

Der diesjährige meteorologische Winter startete kalt und brachte auch bereits die ersten Schneefälle mit teils erheblichen Behinderungen. Seit rund einer Woche hat sich die Witterung aber geändert, es ist wieder milder und regnerisch geworden. Ist der Winter damit bereits schon vorbei, so wie es einige Medien schrieben ?
Nein, keineswegs. Wie bereits erwähnt, kann es auch in milderen Wintern schneereiche Phasen geben. Allerdings haben es besonders die tieferen Lagen unterhalb 300m schwer, dass sich nachhaltiges Winterwetter einstellt.

Chancen auf Winterwetter Richtung Jahreswechsel

Die größten Chancen, dass es mal ein paar Tage winterlich mit Schnee wird, bieten sich nach aktuellem Stand erst Richtung Jahreswechsel und danach.
Hierzu schauen wir uns die Situation des Polarwirbels einmal genauer an. Der Polarwirbel ist ein großer Tiefdruckwirbel mit eisigen Temperaturen über dem Polgebiet und hat direkten Einfluss auf unser Wetter im Winter. Ist der Polarwirbel sehr aktiv, so ist die Wahrscheinlichkeit für milde West- oder Südwestlagen deutlich erhöht. Auf der folgenden Karte sehen wir nun den Polarwirbel in ca. 31km Höhe. Je rötlicher bzw. lila die Farben, desto kälter die Temperatur. Momentan liegt der Polarwirbel mit seinem Kälteklotz in einem Bereich Grönland, Island, Skandinavien und Westrussland. Deutschland ist mit einem roten Punkt markiert.


Polarwirbel in 31km Höhe

Auf der nächsten Karte sehen wir den Polarwirbelwind aktuell in ca. 31km Höhe. Die Lage Deutschlands ist mit einem schwarzen Punkt markiert. An den Strömungspfeilen sehen wir, dass wir es in 31km Höhe mit einer klaren Westlage zu tun haben.


Polarwirbelwind in 31km Höhe

Nun gehen wir sozusagen ein Stockwerk tiefer und schauen uns die Situation des Polarwirbels in etwa 20km Höhe an. Deutschland ist wieder zur besseren Erkennung mit einem roten Punkt markiert. In diesem Stockwerk liegt der Kälteknubbel ähnlich wie ein Stockwerk höher zwischen Grönland und Westrussland, nur etwas weiter nach Norden verschoben.


Polarwirbel in 20km Höhe aktuell

Hier sehen wir an den Strömungspfeilen, dass wir es in dieser Höhe mit einer West- bis Nordwestlage zu tun haben. Bedeutet, der Polarwirbel ist insgesamt gut strukturiert und erklärt, warum wir es aktuell mit einer wechselhaften Wetterlage zu tun haben, die uns milde Luft vom Atlantik beschert, wo es aber auch mal kältere Einschübe aus Nordwesten geben kann. Nachhaltiges Winterwetter ist aber mit einer solchen Lage nicht möglich.


Polarwirbel in 20km Höhe aktuell

Nun schauen wir uns die Situation des Polarwirbels laut aktueller Berechnung zum Jahresende an. Zunächst blicken wir wieder auf die Situation in 31km Höhe. Deutschland ist wieder mit einem roten Punkt markiert.
Was als Erstes auffällt ist, dass die roten und lilanen Farben verschwunden sind. Dies bedeutet, dass sich der Polarwirbel abschwächt und der Motor ins Stocken gerät. Gleichzeitig verlagert er sich weiter nach Osten und erstreckt sich weiter nach Norden. Ebenso erkennt man an den dunkelbraunen Farben über dem asiatischen Bereich eine beginnende Stratosphärenerwärmung, die im weiteren Verlauf auch noch für Überraschungen sorgen könnte.


Polarwirbel Ende Dezember laut Berechnung

Nun schauen wir uns den Polarwirbelwind dazu in dieser Höhe an und erkennen, dass die Strömung auf Nord bis Nordwest drehen soll. Damit würde sich im obersten Stockwerk eine für Winterwetter günstigere Lage einstellen, sofern sich die Berechnungen bis dahin bestätigen.


Polarwirbelwind Ende Dezember laut Berechnung (31km Höhe)

Kontrollieren wir das nun auch in dem unteren Stockwerk in ca. 20km Höhe und blicken zunächst dort auf den Kälteknubbel. Hier liegt der Polarwirbel quasi identisch wie in 31km Höhe.


Polarwirbel in 20km Höhe Ende Dezember laut Berechnung

Zu guter Letzt blick wir auch dort noch auf die Strömungspfeile und erkennen auch hier eine überwiegend nördliche, teils auch nordwestliche Strömung, womit die Situation in 20km Höhe gut zu der in 31km Höhe passt. Damit würde sich die Chance auf Winterwetter grundsätzlich erhöhen.


Berechnung Polarwirbelwind für Ende Dezember (20km Höhe)

Fazit:

Anhand des Polarwirbels wird uns die derzeit wechselhafte und nasskalte bis milde Wetterlage noch eine Zeit lang erhalten bleiben. Winterliches Wetter wird wenn nur vorübergehend in Erscheinung treten und bzgl. Weiße Weihnachten wird man einfach auf das Glück hoffen müssen, dass es vielleicht mit einer etwas kälteren Anströmung mal für Schnee reicht. Nachhaltiges Winterwetter ist aber bis dahin nicht zu erwarten, so dass der Dezember auch mit einer positiven Abweichung enden wird. Erst Richtung Jahreswechsel und danach steigen die Chancen auf Winterwetter, sofern sich die aktuellen Berechnungen des Polarwirbels bewahrheiten sollten, da sozusagen stockwerks-übergreifend die gleiche Lage berechnet wird. Dadurch würde die Strömung dann vermehrt auf Nordwest bis Nord oder je nach Lage auch mal auf Nordost kippen.
Aufgrund der eingangs erwähnten Merkmale ist aber insgesamt ein tendenziell eher milder Gesamtwinterverlauf zu erwarten.