Wetterstation Hentern

Sehr spannende Entwicklung in der Nordhemisphäre

Noch ist es ruhig in Sachen Winterwetter, aber das ist für den Kernwinter auch kein schlechtes Zeichen. Statt wechselhaftem Westwindwetter mit viel Wind und Regenfällen, schlendern wir mit Hochdruckgedümpel in den Dezember und damit in den Beginn des meteorologischen Winter (ab 1. Dezember).
Dabei ist der jetzt beginnende Zeitraum durchaus sehr wichtig für den kommenden Winter, auch wenn sich kein richtiges Winterwetter einstellen sollte. Denn etabliert sich Ende November oder im ersten Dezemberdrittel eine milde Westwetterlage, so ist das häufig der Dolchstoß für den Winter, da eine Westwetterlage erstens im Winter langlebig ist und sich zweitens gerne regeneriert.
Da der angesprochene Zeitraum wie erwähnt von Bedeutung ist, schauen wir uns heute an, was sich in der Nordhemisphäre in den ersten Dezembertagen tut und vergleichen die Situation mit den letzten Jahren.

Zunächst schauen wir uns die aktuelle Situation in der Nordhemisphäre an und blicken auf die sogenannte 850er Karte (Temperaturen in 1.500m Höhe) am heutigen Mittwoch. Deutschland ist mit einem schwarzen “D” markiert.
Wir blicken aber weniger auf Deutschland, sondern auf den mit einem roten Kreis markierten Bereich (nördliche USA, Kanada).
Über der nördlichen USA ist so gut wie keine Kaltluft vorhanden, über Ost-Kanada befindet sich ein Teil des Kaltluftkörpers, der über dem Norden Grönlands seinen Kältehöhepunkt hat. Diese Karte behalten wir uns mal im Hinterkopf.


Nordhemisphäre am 25.11.20

Nun schauen wir auf die Nordhemisphäre in 9 Tagen am 04. Dezember und nehmen uns wieder die 850er-Karte des Hauptlaufs des europäischen EZ-Modells zur Hand.
Wie wir sehen, ist über Nordamerika (roter Kreis) kaum noch Kaltluft vorhanden. Diese konzentriert sich statt dessen auf einen Bereich vom Polargebiet bis nach Sibirien (dicke gelbe Linien). Aber warum ist das von so großer Bedeutung für unser Winterwetter ? Würde sich statt dessen über Nordamerika und dabei vor allem in einem Breich Labrador-See – Grönland große Kaltluft ansammeln, würde dies eine milde Westwetterlage begünstigen, wenn die Kaltluft raus auf den Atlantik strömt.


Nordhemisphäre am 04.12.20 laut EZ-Hauptlauf

Nun könnte man sagen gut, es ist nur eine Einzellauf-Rechnung für einen Zeitraum in 9 Tagen und hat somit nichts zu bedeuten. Also schauen wir uns als nächstes die gemittelte 850er-Karte für den 04. Dezember an und damit das Mittel aus allen Modellberechnungen des europäischen Modells EZMWF, kurz EZ.
Wir erkennen, dass sich in der gemittelten Wetterkarte quasi die selbe Temperaturverteilung ergibt. Über Nordamerika (roter Kreis) ist kaum Kaltluft vorhanden, statt dessen ein massiver Kaltluftkörper vom Norden Grönlands über das Polarmeer bis nach Sibirien.


Nordhemisphäre am 04.12.20 laut EZ-Mittel

Schauen wir zum Vergleich mal auf die Situation Anfang Dezember in den letzten beiden Jahren. Zunächst die Karte mit der Temperaturverteilung vom 05. Dezember 2019. Wir sehen, dass sich über Kanada ein beachtlicher Kaltluftkörper angesammelt hat.


Nordhemisphäre am 05. Dezember 2019

Nur wenige Tage später kam es dann zu einem sogenannten Arctic-outbreak. Dies beschreibt das Ausbrechen extrem-kalter Luftmassen in südlichere Breiten.


Nordhemisphäre am 10. Dezember 2019

Schauen wir noch auf die Situation Anfang Dezember 2018, genauer gesagt auf den 04. Dezember 2018. Bis auf die südlichsten Gebiete der USA, wurde ganz Nordamerika von kalter Polarluft erfasst. Die kälteste Luft strömte dabei raus auf den Atlantik und konnte somit das Atlantik-Tief antreiben.


Nordhemisphäre am 04.12.18

Kartenquelle: meteociel.fr

FAZIT
Die Situation in der Nordhemisphäre wird sich in diesem Jahr Anfang Dezember komplett anders darstellen als in den letzten Jahren. Während sich in den letzten Jahren häufig in diesem Zeitraum extrem kalte Luft über Nordamerika ansammelte, scheint es in diesem Jahr so zu sein, dass sich nur sehr wenig Kaltluft dort befinden wird und sich diese eher auf einen Bereich vom Polargebiet bis nach Sibirien konzentriert. Dies garantiert für uns zunächst zwar kein Winterwetter, hat aber zur Folge, dass sich eine milde oder gar sehr milde Westwetterlage nicht einstellen wird und so dem Winter alle Optionen offen lässt. Wie der Winter schlussendlich verlaufen wird, kann man zwar immer noch nicht sagen, aber die Wahrscheinlichkeit für einen weiteren sehr milden Winter schwinden und werden damit alle Winterfans hoffen lassen. Wie sich die Winter in den letzten Jahren mit der massiven Kaltluftansammlung über Nordamerika entwickelt haben, haben wir erlebt. Was der Winter in diesem Jahr für uns parat hält, wird sich zeigen. Spannend bleibt es allemal.