Wetterstation Hentern

Kommt der Winter nach Weihnachten in Fahrt ?

Nachhaltiges Winterwetter war im noch jungen Winter 19/20 bislang nicht drin. Nur in Ansätzen zeigte sich der Winter und das überwiegend nur in den höheren Lagen. Immer wieder sorgten zu milde Luftmassen dafür, dass der Schnee schnell wieder schmolz oder die Niederschläge erst gar nicht als Schnee, sondern als Regen fielen. Zu verdanken hatten wir dies einem aktiven Atlantik, welcher nach und nach Tiefdruckgebiete von der Südspitze Grönlands Richtung Europa schickte. Verantwortlich dafür war eine eisige Luftmasse im Bereich zwischen Grönland und Kanada. Immer wieder strömte eisige Luft raus auf den verhältnismäßig milden Atlantik, wodurch sich ein Tief nach dem anderen bilden konnte und mit erwärmter Luft nach Europa zog. Wenn wir auf die Vorderseite der Tiefs gelangten, fiel teils ergiebiger Regen. Sofern wir auf die kalte Rückseite dieser Tiefs gelangten, konnte zumindest in höheren Lagen auch mal Schnee fallen und sich vorübergehend eine Schneedecke bilden.

Auf der folgenden Grafik seht ihr die Verteilung der Luftmassentemperaturen der Nordhemisphäre in 1.500m Höhe am heutigen Mittag anhand des europäischen Wettermodells ECMWF.
Zur besseren Orientierung sind die Landesflaggen der USA, Kanada, Deutschland und Russland eingefügt.
Wie man sieht, gibt es zwei große Kaltluftklöpse. Einer im Bereich Kanada/Grönland und einer über Russland im Bereich Sibiriens.
Man kann sehr gut erkennen, wie ein Teil der eisigen Luft westlich von Grönland nach Süden raus auf den Atlantik strömt und so die Tiefdruckproduktion fördert.
Zu Erklärung, für Schneefall ab etwa 300m Höhe bräuchte es bei uns um diese Jahreszeit eine Luftmassentemperatur von ca. -4 bis -5°C bei gleichzeitig windschwacher Wetterlage. Bei der derzeitig sehr windigen Wetterlage war die Luftmassentemeratur von -3°C einfach zu warm für Schnee.

Nordhemisphäre am 14.12.19

Auf der folgenden Grafik sehen wir nun die gemittelte Karte des europäischen Wettermodells ECMWF der Luftmassentemperaturen in der Nordhemisphäre für den 23.12.19.
Auch hier wurden zur besseren Orientierung wieder die Landesflaggen der USA, Kanada, Deutschland und Russland eingefügt.
Wenn man die beiden Karten vergleicht, sieht man sehr schön, wie sich die eisige Luft über Kanada zurückzieht und sich mit dem Kaltluftklops über Sibirien zu einem riesigen Kaltluftklops verschmilzt.
Damit wäre die Wahrscheinlichkeit groß, dass die derzeitige Westlage zusammenbricht, da kein Nachschub an eisiger Luft auf den Atlantik erfolgt und so die Tiefdruckproduktion dort nahezu zum Erliegen kommt. Da sich die eisige Luft nun mehr auf den Bereich zwischen Grönland und Sibirien konzentriert, würde sich damit auch die Wahrscheinlichkeit für Wintereinbrüche bei uns erhöhen, da bei entsprechender Wetterlage deutlich schneller kalte Luft angezapft werden kann. Eine Garantie für einen nachhaltigen Wintereinbruch wäre eine solche Konstellation sicherlich nicht. Entscheidend wird sein, welche Wetterlage sich um oder nach Weihnachten einstellen kann. Eine neuerliche und langlebige Westlage wäre bei Eintreffen dieser Berechnung jedenfalls äußerst unwahrscheinlich. Es deutet alles daraufhin, dass im Zeitraum um Weihnachten herum die Karten im wahrsten Sinne des Wortes neu gemischt werden. Man darf gespannt sein, was uns die Wetterküche an den letzten Tagen des Jahres und Richtung Jahreswechsel zu bieten hat. Zumindest scheinen sich die grundsätzlichen Voraussetzungen in der Nordhemisphäre für Winterwetter im Vergleich zu der Zeit davor, deutlich zu verbessern, auch wenn die Umstellung für eine Weiße Weihnacht sehr wahrscheinlich zu spät erfolgen wird. Für Spannung in der Zeit danach ist aber allemal gesorgt.

Nordhemisphäre am 23.12.19.

Grafik-Quellen: www.meteociel.fr