Wetterstation Hentern

In einer Woche heiß, kühl oder weiterhin einfach normaler Sommer ?

Im Modellüberblick vor einer Woche deutete sich an, dass zwischen dem 15. und 20. Juli Optionen für hochsommerliche Tage gegeben sind. In den letzten Tagen simulierten die Wettermodelle dann die Möglichkeit einer Hitzewelle am dem 18./19. Juli mit Temperaturen bis 35°C in der Spitze. Allerdings waren diese ganzen Berechnungen doch sehr auf Sand gebaut, da auch immer Rechnungen enthalten waren, die das Ganze deutlich moderater sahen. Trotz aller Unsicherheiten riefen einige Medien und “Wetterexperten” bereits wieder voreilig die nächste extreme Hitzewelle aus.
Wie warm es jetzt am kommenden Wochenende und danach tatsächlich wird, schauen wir uns nun anhand der aktuellsten Berechnungen von heute Abend an. Zuvor aber gehen wir den groben Fahrplan für die kommende Woche durch.
Zunächst starten wir mit viel Sonnenschein und sommerlich warmen Temperaturen von +23 bis +28°C in die neue Woche.
Am Dienstag ist es zunächst heiter, im Tagesverlauf immer wolkiger und am Abend sind erste Schauer möglich. Die Höchstwerte erreichen nochmals sommerliche +22 bis +27°C.
Am Mittwoch erreicht uns von Nordwesten wieder kühlere Luft. Bei wolkigem- bis stark bewölktem Himmel fällt zeitweise Regen. Die Höchstwerte gehen zurück auf +17 bis +23°C. Auch am Donnerstag sind bei ähnlichen Temperaturen noch einzelne Schauer möglich.
Für Freitag sind sich die beiden großen Modelle EZMWF (Europäisches Modell) sowie GFS (Amerikanisches Modell) noch einig. Ein Azorenhochkeil erstreckt sich dabei bis zu den BeNeLux-Ländern, an dessen Ostrand wir dann einen trockenen Mix aus Sonne und Wolken bekämen. Dazu würde es auch wieder etwas wärmer werden mit +20 bis +25°C und einem nordöstlichen Wind. Wir hätten es also mit einer ähnlichen Wetterlage wie an diesem Wochenende zu tun.
Beim weiteren Verlauf gehen beide Modelle dann deutlich auseinander. Dazu schauen wir uns die Hauptläufe der beiden Modelle EZMWF und GFS an.
Die erste Karte zeigt die Wetterlage am kommenden Samstag nach Berechnung des Hauptlaufs der Europäer (EZMWF).
Das ursprüngliche Azorenhoch liegt demnach direkt westlich von Frankreich, ein Ablegerhoch über Deutschland sowie ein weiteres Hoch über Skandinavien. Fast rundherum lägen Tiefdruckgebiete.
Wichtig hierbei ist die Hochdruckachse (Gelbe Linie) des ehemaligen Azorenhochs sowie dem Ablegerhoch über Deutschland. Nach dieser Rechnung wäre die Tür für Tiefs mit kühlerer Atlantikluft zu und heiße Luft aus dem Südwesten Europas könnte angezapft werden.


Wetterlage nach EZ am 18.07.20.

Anders sehen es die Amerikaner. Der Hauptlauf des GFS-Modells sieht das Azorenhoch weiter draußen auf dem Atlantik, das Ablegerhoch über den BeNeLux-Ländern. Knackpunkt hierbei ist die unterschiedliche Hochdruckachse gegenüber dem europäischen Modell. Beim GFS-Modell gäbe es demnach im Bereich der britischen Inseln eine Art Bruchstelle. Damit wäre im weiteren Verlauf die Tür für kühle Atlantikluft offen und Hitze wäre bei uns kein Thema.


Wetterlage nach GFS am 18.07.20

Um zu sehen, welche Auswirkungen dies auf die weitere Wetterentwicklung hat, schauen wir uns die Wetterkarten beider Modelle 3 Tage später (21.07.) an.
Bei den Europäern würde dank einer Hochdruckbrücke von den Azoren bis zum Baltikum freundliches Wetter mit hochsommerlichen Temperaturen von +30 bis +35°C regieren.


Wetterlage nach EZ am 21.07.20.

Beim amerikanischen GFS-Modell hingegen wären die Hochs auf Abstand zu uns und ein langer Trog vom Nordmeer bis nach Norddeutschland würde unser Wetter beeinflussen. Dabei würde kühle Luft aus dem hohen Norden herangeführt werden. Statt Sonne und 30-35°C wie beim EZMWF-Modell, hätten wir es mit Sonne, Wolken und zeitweiligen Schauern zu tun, sowie Höchstwerten von +17 bis +23°C.


Wetterlage nach GFS am 21.07.20

Sehr gut lassen sich die Unterschiede auch an den Temperaturen in 1.500m Höhe erkennen.
Zunächst blicken wir auf auf diese Temperaturen beim europäischen EZMWF-Modell.
Die kühle Luft (5°C-Isotherme, blaue Linie) läge demnach weit nördlich von uns (Nordrand der Britischen Inseln – Süden Skandinaviens).
Die normale Sommerluft (10°C-Isotherme, gelbe Linie) läge in einem Bereich der Mitte der Britischen Inseln – äußerstem Norden Deutschlands.
Die hochsommerliche Luft (15°C-Isotherme, schwarze Linie) läge etwa nördlich der deutschen Mittelgebirge und selbst die heiße Luft (20°C-Isotherme, graue Linie) würde bis fast bis zum äußersten Südwesten Deutschlands reichen.


Temperaturen in 1.500m Höhe am 21.07.20 nach EZMWF

Ganz anders würde es wie bereits erwähnt, nach dem amerikanischen GFS-Modell aussehen.
Über die heiße Luft (20°C-Isotherme) bräuchte man hier gar keine Worte verlieren, da diese weit im Süden läge (Norden Portugals – nördliches Spanien).
Die sehr warme Luft (15°C-Isotherme, schwarze Linie) würde demnach auch nur bis in den Süden Frankreichs und das nördliche Italien reichen.
Selbst die normale Sommerluft (10°C-Isotherme, gelbe Linie) würde fast komplett aus Deutschland verdrängt werden und läge demnach über dem nördlichen Alpenrand. Statt dessen würde die kühle Nordluft (5°C-Isotherme, blaue Linie) weit nach Deutschland rein reichen und etwa genau über der Mitte Deutschlands liegen.


Temperaturen in 1.500m Höhe am 21.07.20 nach GFS

Fazit:
Insgesamt lässt sich sagen, dass der Hauptlauf des EZMWF-Modells mit die wärmste- und der Hauptlauf des GFS-Modells mit die kühlste Variante abbildet.
Die Wahrheit wird schlussendlich wohl in der Mitte beider Modelle liegen, sprich es wird wohl weder so heiß wie EZMWF zeigt, noch so sehr kühl wie GFS zeigt werden.
Am Ende hieße das ganz normales Sommer/Hochsommerwetter, mal strahlend sonnig, mal Sonne-Wolken-Mix, aber eher selten Schauer oder Gewitter, bei Höchstwerten von 22-28°C. Damit gäbe es die Fortdauer des völlig normal temperierten Sommers 2020.