Wetterstation Hentern

Wann gibt es den ersten Wintereinbruch ?

In dem heutigen Modellausblick befassen wir uns mal nicht, wie sonst üblich, mit der Wetterlage in den nächsten 7-10 Tagen, sondern wir schauen über den Tellerrand hinaus, wie es Richtung Monatswechsel aussieht und wann der erste Wintereinbruch folgen könnte.

Wenn man den Winter mag und auf einen kälteren Winter hofft, so sollte es im besten Fall keinen kräftigen Wintereinbruch früh im November geben, da dies meist einen milden Winter nach sich zieht. Ebenfalls für einen Mildwinter spricht, wenn sich Ende November oder im Laufe der ersten Dezemberdekade eine stramme Westlage einstellt. Ist dies der Fall, hält diese Wetterlage gut und gerne mal 2-3 Wochen an und regeneriert sich dann auch häufig im weiteren Verlauf des Winters.

Ein Wintereinbruch ist in den nächsten 10 Tagen nicht zu erwarten, was für den Winter sicher kein Nachteil ist. Wie es für die letzte Novemberdekade ausschaut, sehen wir uns jetzt an.
Zunächst blicken wir auf die gemittelte Wetterlage am 21.11.20 und dazu auf die Nordhemisphäre. Wir sehen uns also die Situation von oben mit Blick auf die Nordhalbkugel mit all den Hochs und Tiefs an. Deutschland ist zur besseren Orientierung mit einem schwarzen “D” gekennzeichnet.
Wir haben insgesamt 4 kräftige Hochdruckgebiete, zum Einen das Azorenhoch, ein weiteres Hoch über dem Kontinent, eins oben auf dem Pazifik und eins über dem Westen der USA. Zudem noch ein schwächeres Hoch über Grönland. Hinzu kommen 3 steuernde Tiefs, einmal an der Südspitze Grönlands, eins nördlich von Skandinavien sowie eins nahe Alaska. Zudem gibt es noch ein schwaches Tief über Osteuropa. Die bunten Pfeile zeigen die Höhenströmung an, der rote Pfeil steht für milde Luft, der blaue Pfeil für relative kalte Luft und der lila Pfeil für eisige Winterluft.
Wetterbestimmend für unser Wetter ist zum einen das Azorenhoch sowie das Tief im Osten.
Nochmal zur Erklärung, auf der Nordhalbkugel dreht sich die Luft bei Hochs im Uhrzeigersinn, bei Tiefs gegen den Uhrzeigersinn.
Bei der Wetterlage auf der folgenden Karte für den 21. November haben wir es mit herumgeholter Warmluft in der Höhe zu tun, während der Osten Deutschlands von der kälteren Luft gestreift werden könnte. Die eisige Winterluft befindet sich hoch im Norden und hat auf uns noch keinen Einfluss.
Da wir uns unter dem Schutze des Hochs befinden, heißt das um diese Jahreszeit nicht zwingend auch warme Witterung, wenn in der Höhe warme Luft zu uns strömt. Es wäre in diesem Fall eine klassische Inversionswetterlage mit viel Nebel und Hochnebel in den Niederungen und Sonne in den höheren Lagen. Unten wäre es kalt, in den höheren Lagen milder.


Gemittelte Wetterlage am 21.11.20

Auf der nächsten Karte sehen wir uns die Temperaturverteilung in 1.500m Höhe für den 21. November an. Wir sehen dort zwei Kältepole, eins über Grönland/Kanada und eins über Sibirien.


Luftmassentemperatur am 21.11.20

Gehen wir einen Schritt weiter und schauen uns die gemittelte Wetterlage am 25.11.20 an.
Wir sehen, dass sich das Azorenhoch weiter nach Westen zurückzieht und so Platz für etwas kühlere Luft macht. Wichtig für den weiteren Verlauf Richtung Winter: Eine Westdrift ist nach dieser Berechnung für Ende November nicht zu erwarten.


Gemittelte Wetterlage am 25.11.20

Blicken wir auch hier noch auf die Luftmassentemperaturen in 1.500m Höhe. Die beiden Kältepole verschmelzen quasi ineinander und bilden einen großen Kältepol zwischen Nordgrönland und Sibirien.
Über dem Nordosten Nordamerikas und dem Süden Grönlands haben wir für dortige Verhältnisse relativ wenig Kaltluft, was ebenfalls gegen eine Westdrift spricht. Denn je eisigere Luft dort auf den Atlantik strömt, deso stärker wird das Islandtief, da die eisige Luft als Motor für das Islandtief fungiert, was für uns Schmuddelwetter mit meist viel Regen und Wind zur Folge hat. Genau das ist aber derzeit nicht erkennbar.


Luftmassentemperatur am 25.11.20

Als Nächstes schauen wir uns den 16-Tage-Trend an. Die rote Linie zeigt das Mittel aus 30 Jahren, die dicke weiße Linie das Mittel aller Berechnungen, alle Berechnungen werden in bunt dargestellt. Je enger die bunten Linien aneinander liegen, desto sicherer ist die Wetterlage. Wir erkennen, dass es bis zum 15./16. November bei der milden Höhenströmung bleibt, sprich an der jetzigen Wetterlage ändert sich kaum etwas. Nach Monatsmitte folgt ein kurzer Knick nach Unten, anschließend geht es wieder aufwärts und es bleibt bis zum Ende überdurchschnittlich.
Wir erkennen aber auch, dass ab dem 20. November immer mehr kältere Läufe hinzu kommen und einige teilweise die -5°C-Isotherme (dicke hellblaue Linie) unterschreiten, was zumindest zeitweise oberhalb etwa 300m Schnee bringen könnte, sofern Niederschläge dabei sind.


16-Tage-Trend 09.11.20

Gehen wir nochmal einen Schritt weiter und vergleichen mal, wie sich der Polarwirbel im Laufe der nächsten rund 2 Wochen entwickeln wird. Dazu müssen wir uns die Karten in 26km Höhe ansehen. Zunächst schauen wir auf die Situation am morgigen Dienstag.
Der Polarwirbel (lila T) befindet sich morgen mit seinem Kern nördlich von Grönland, zudem behalten wir uns das Strömungsverhältnis (weiße Pfeile) mal im Hinterkopf. Deutschland ist auf dieser Karte mit einem roten “D” markiert.


Polarwirbel-Situation am 10.11.20

Nun blicken wir auf den Polarwirbel in gut 2 Wochen und erkennen deutliche Änderungen. Der Polarwirbel verschiebt sich mit seinem Kern weiter Richtung Sibirien und die Strömungsverhältnisse über dem Atlantik und Mitteleuropa ändern sich deutlich in den oberen Stockwerken der Wetterküche. Man sagt, dass diese Strömungsverhältnisse sich mit ca. 2 Wochen Verzögerung bis in die unteren Stockwerke der Atmosphäre durchsetzen können, was dann deutliche Witterungsänderungen nach sich ziehen kann. Gemäß dieser Karten, wäre im Laufe der ersten Dezemberdekade eine stabile Atlantikblockade möglich, was die Wahrscheinlichkeit für Kaltlufteinbrüche erhöhen würde.


Polarwirbel-Situation am 25.11.20

Als letzte Karte schauen wir uns noch die Schnee-Ensembles für Hentern an. Dieses Diagramm zeigt, wie viele Modellläufe wieviel Schnee bringen würden. Ab der letzten Novemberdekade sind erste Läufe dabei, die den ersten Schnee bringen würden. In der zweiten Hälfte der ersten Dezemberdekade wird die Anzahl der Läufe mit Schnee deutlich mehr.


Schnee-Ensembles vom 09.11.20

Kartenquellen: wetterzentrale.de, meteociel.fr


FAZIT
Fassen wir zum Schluss nochmal alles zusammen, was nach dem aktuellen Stand der Berechnungen in den kommenden Wochen grob zu erwarten ist.

- Bis zur letzten Novemberdekade Fortdauer der recht ruhigen Witterung mit Sonne, Nebel und Hochnebel und nur kleineren Störungen, die etwas Regen bringen können.

- In der letzten Novembedekade Tendenz, dass es zumindest zeitweise mal Nordwest- oder Nordlagen mit ersten Schnee- und Schneeregenfällen bis auf etwa 300m geben könnte.

- Ein nachhaltiger Wintereinbruch ist bis weit in die letzte Novemberdekade (noch) nicht in Sicht.

- Wahrscheinlichkeit für einen ersten richtigen Wintereinbruch im Laufe der ersten Dezemberwoche steigt an.

- Winterreifen sollten spätestens ab dem 20. November aufgezogen sein.

In der nächsten Zeit wird es immer wieder mal ein Update zu dieser Entwicklung geben, da der Winter immer näher rückt und damit für Viele natürlich auch die Spannung steigt.