Wetterstation Hentern

Sommer bleibt weiter typisch mitteleuropäisch

Laut zahlreichen Medienberichten und sogenannten Experten sollte der Sommer 2020 ein extrem heißer und trockener Sommer werden. Nachdem mehr als ein Drittel des meteorologischen Sommer bereits rum ist, ist von beidem nichts zu erkennen, besonders wenn man auf Rheinland-Pfalz und das Saarland blickt.
Temperaturmäßig schnitt der Juni zwar überdurchschnittlich ab, in Rheinland-Pfalz mit +1,4 Grad, im Saarland mit +1,1 Grad, allerdings war er damit deutlich kühler als die Junimonate der letzten 3 Jahre, die eine Abweichung von +2,4 bis +4,2 Grad brachten.
In Sachen Niederschlag lag der prozentuale Wert nur geringfügig unter dem langjährigen Mittel. In Rheinland-Pfalz gab es gemittelt 2,2% weniger Regen als Normal, im Saarland 4,6% weniger, also beides Werte, die im Normbereich liegen (+/- 5%).
Hier in Hentern lag die Temperatur-Abweichung bei +1,4 Grad und damit genau im Mittel von dem in Rheinland-Pfalz. Beim Niederschlag zählte Hentern mit 105,4 l/m² zu den nassesten Orten in Rheinland-Pfalz. Die prozentuale Abweichung betrug damit fast +46%.
Einen Hitzetag (ab 30°C) gab es bislang noch nicht. Der bisher wärmste Tag in Hentern war der 26. Juni mit 28,6°C.

Doch wie geht es jetzt weiter mit dem Sommer ?

Dazu werfen wir zunächst einen Blick auf die Ensembles des amerikanischen Wettermodells GFS. Zur Erklärung: Die dicke braune Linie zeigt das langjährige Mittel, die dicke rote Linie das Mittel aus allen aktuellen Berechnungen, die schwarze Linie den Hauptlauf, der auch auf vielen Apps abgebildet wird, die blaue Linie den Controlllauf und alle Berechnungen werden in bunt dargestellt. Für uns ist zunächst der Verlauf der Temperaturen in 850hPa (Temperaturen in 1.500m Höhe) sowie die Niederschläge (ganz unten) wichtig.
Wie man erkennt, fließt nun zum Wochenbeginn deutlich kühlere Luft zu uns, anschließend gehts hoch auf leicht überdurchschnittliche Werte, ehe zum kommenden Wochenende wieder kühlere Luft folgen würde. Anschließend geht es insgesamt eher durchschnittlich weiter, wobei ein paar Läufe zwischen dem 15. und 20. Juli durchaus die Option auf hochsommerliche Temperaturen berechnen. Dazu stellt sich abgesehen von wenigen Schauern, bis Monatsmitte eine recht trockene Witterung ein. Erst danach nehmen die Niederschlagssignale wieder zu.


GFS-Ensembles vom 05.07.20

Welche Wetterlage befindet sich hinter diesem Verlauf ?

Dazu zunächst ein Blick auf die gemittelte Wetterlage am 10. Juli. Wir haben ein Tief über dem Nordatlantik, ein Hoch im Bereich der Azoren, ein Ablegerhoch über dem Alpenraum, das Kontinentalhoch über Westrussland, sowie ein kleines Bodentief südöstlich der Azoren.
Dieses kleine Bodentief pumpt hochsommerliche- bis heiße Luft nach Spanien, die sich über dem Süden Frankreichs bis in den Alpenraum etwas abschwächt. Gleichzeitig drückt vom Nordatlantik kühle Luft Richtung Mitteleuropa.


Gemittelte Wetterlage am 10. Juli 2020.

Auf der folgenden Karte sehen wir die Luftmassentemperaturen in 1.500m Höhe. Die blaue Linie (5°C -Isotherme, blaue Linie) verläuft von Grönland über den Süden Englands, den Westen Dänemarks und dann rauf nach Skandinavien.
Die durchschnittliche Sommerluft (10°C-Isotherme, gelbe Linie) verläuft vom mittleren Atlantik kommend, über die Mitte Deutschlands (Deutschland mit blauem D gekennzeichnet) weiter nach Polen. Die hochsommerliche Luft reicht vom Nordwesten Spaniens bis in den Süden Deutschlands und dann runter zu den Balkanstaaten.


Temperaturen in 1.500m Höhe am 10. Juli 2020.

Als nächstes werfen wir einen Blick auf die gemittelte Wetterlage am 12. Juli, also heute in einer Woche.
Wir haben das Azorenhoch weit draußen auf dem Atlantik, ein Ablegerhoch über den britischen Inseln sowie das Kontinentalhoch im Nordosten. Dazu ein Tief im Bereich Grönlands und über Skandinavien. Für unser Wetter bestimmend ist das Ablegerhoch über den britischen Inseln sowie das Tief über Skandinavien. Zwischen beiden Druckgebilden strömt von Nordwesten kühle Luft weiter nach Südosten bis nach Deutschland.


Gemittelte Wetterlage am 12.07.20

Ein Blick auf die Temperaturen in 1.500m Höhe in einer Woche. Die kühle Luft (blaue Linie) liegt dann genau über der Mitte Deutschlands, die durchschnittliche Sommerluft (gelbe Linie) über den nördlichen Alpen und die hochsommerliche Luft (schwarze Linie) über den Südalpen.


Temperaturen in 1.500m Höhe am 12. Juli 2020.

Werfen wir zum Schluss noch einen Blick auf den 20. Juli, also das Ende der 2. Julidekade und somit in den hochspekulativen Zeitraum.
Da haben wir das ausgeprägte Azorenhoch, ein Hoch über dem Mittelmeerraum und das Kontinentalhoch im Osten. Dazu ein Tief westlich von Grönland und eins über dem Nordatlantik.
Von Nordwesten strömt weiterhin kühle Atlantikluft Richtung Norddeutschland, von Südwesten hochsommerliche Luft Richtung südliches Mitteleuropa.


Gemittelte Wetterlage am 20.07.20

Schaut man sich die Karte mit den Temperaturen in 1.500m Höhe an, dann liegt die kühle 5°C-Isotherme wieder etwas weiter draußen und zwar über den britischen Inseln, die 10°C-Isotherme über der südlichen Mitte Deutschlands und die hochsommerliche 15°C-Isotherme über den Alpen.


Temperaturen in 1.500m Höhe am 20. Juli 2020.

Fazit:
Für den weiteren Verlauf bedeutet das, dass die Temperaturen nach einem kühlen Wochenstart in dieser Woche (15-20°C) wieder langsam ansteigen und bis Donnerstag wieder Werte von +20 bis +26°C erreichen. Am nächsten Wochenende und zum Beginn der übernächsten Woche würde es laut amerikanischem Wettermodell wieder vorübergehend deutlich kühler werden, während es nach dem europäischen Modell weiter angenehm warm bliebe. Anschließend geht es auf relativ durchschnittlichem Sommerniveau weiter, mit der Option auf hochsommerliche Tage zwischem dem 15. und 20. Juli. In Sachen Niederschlag wird es bis Monatsmitte relativ trocken mit eher wenigen Schauern weitergehen. Danach sind Schauer und Gewitter wohl wieder häufiger zu erwarten.
Insgesamt kann man sagen, dass wir uns meist auf einem Temperaturniveau von 20-27°C bewegen. Sollte die kühlere Atlantikluft mal durchbrechen, gehts runter auf etwa 15-20°C. Eine richtige Hitzewelle wie in den letzten Jahren mit Temperaturen weit über 30°C ist nach aktuellem Stand bis zum Ende des Vorhersagezeitraums jedenfalls nicht in Sicht. Statt dessen bleibt es bei ganz normalem mitteleuropäischen Sommerwetter.